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Pessimismus statt Suizid - eine Philosophie für Ruhesucher


Suizid gilt als ein pessimistischer Akt insofern, als der Suizident das Nichtsein dem Sein vorzieht, muss aber m.E. als ein optimistischer Akt gelten insofern, als der Suizident i.a. wohl auf das Nichtsein im Tod vertraut.

Pessimistischer ist es doch, am Leben zu bleiben, weil man mitnichten auf eine Erlösung im Tod vertraut, sondern im Gegenteil mit einer weiteren Verschlimmerung der eigenen Situation im Tod rechnet.

Das nennt die größte Angst beim Namen. Denn nicht das Nichts macht uns die größte Angst, sondern das schlimmste Leid in der Welt. Paradoxer Effekt: hört man erst auf, diese Angst zu verdrängen, stellt sich Ruhe ein.

Das Paradies der Religiösen und das Nichts der Realisten sind beide nur vordergründige, tröstliche Jenseitsvorstellungen, sollen uns in Sicherheit wiegen vor all dem Leid, das geschehen kann bzw. wirklich geschieht.

Aber angesichts all des Leids sind sie unplausibel, zu schön um wahr zu sein. Intuitiv merkt man, sie sollen nur unsere Hauptangst beschwichtigen: dass uns selber einst passiert, was anderen jetzt passiert.

Die heutigen Realisten glauben nicht an ein Jenseits, sagen sie von sich; aber m.E. ist der Glaube an das unwiderrufliche Ende des Bewusstseins im Tod sehr wohl ein Jenseits, noch dazu ein ganz und gar leidfreies.

Nicht an ein Jenseits zu glauben muss m.E. vielmehr bedeuten, von einem ewigen Diesseits auszugehen, und zwar von einem, in dem man keine dauerhafte Karriere machen kann (etwa per Karma o.ä.).

Zufällige Wiedergeburt im ewigen Diesseits - das ist m.E. die plausibelste Philosophie: der ewig leidende Ich-Kern wechselt im Tod die persönliche Hülle, ohne dass man sich diese aussuchen oder verdienen könnte.

Tod ohne Erlösung also, wie ihn weder Religiöse noch Realisten, weder Spirituelle noch Materialisten wahrhaben wollen. Sie glauben lieber, ihre Privilegien maximieren bzw. das eigene Leid hinter sich lassen zu können.

Aber der Ehrliche muss m.E. zugeben: das Leben macht Angst, das Sterben macht noch mehr Angst - und der Tod macht am meisten Angst. Das nicht mehr zu leugnen erlöst wenigstens vom pseudooptimistischen Aktionismus.


Siehe auch www.todesgedanken.de